Städtebauliche Referenzen:
Ökologische Siedlungsplanung, ökologische Dorferneuerung,
nachhaltige Stadtplanung

Die vorgestellten Projekte sind chronologisch , d.h. das aktuellste Projekt zuerst, geordnet. Es handelt sich um folgende Projekte:

1. Landschaftssiedlung Birkenäcker, Landkreis Kronach, Oberfranken. Entwurf und ökologische Bebauungsplanung

2. Konzept für eine nachhaltige ökologische Dorferneuerung am Beispiel des Dorfes Rittern in Mittelfranken
Ausstellung und Broschüre

3. Städtebauliche Forschung im Auftrag des BM Bau zum Thema Stadtökologie „Ökologische Sanierung Vichtbachtal Stolberg“, am Institut für Städtebau, RWTH Aachen


4.:Konzepte für Dorferweiterungen und Entwurf von Bebauungsplänen unter dem Aspekt der landschaftsgerechten Siedlungsentwicklung. Im Institut für Städtebau RWTH Aachen

5.Veröffentlichung: Bauen im Grenzland: Wegweiser für landschaftsschonende und charakteristische Siedlungs- und Hausformen im deutsch-belgischen Grenzraum um Aachen. Hg. Prof. Gerhard Curdes, Institut für Städtebau und Landesplanung, RWTH Aachen.



1. Landschaftssiedlung Birkenäcker im Landkreis Kronach
1999-2000

Bestandsaufnahme, Entwurf und Bebauungsplanung für Landschaftssiedlung Birkenäcker, Gemeinde Weißenbrunn, Oberfranken, im Auftrag der Firma Raab/Ebensfeld. Vorplanung Landschaftsarchitekt Dipl.Ing Robl/Furth im Wald

Die Bezeichnung Landschaftssiedlung wurde für diese ökologische Siedlung gewählt, weil es zum einen darum ging, ein Konzept zu entwickeln, das sich in die vorhandene Landschaft besonders gut integriert, und auch, weil der Begriff möglicherweise eher auf Akzeptanz stößt, als der Begriff Ökologische Siedlung. Eine Besonderheit des Konzeptes ist, daß im 1. Bauabschnitt mehr als 1/3 der Flächen als Mischgebiete ausgewiesen sind. Die Verbindung von Wohnen und Arbeiten soll ermöglicht werden. Ca 90 Einfamilienhäuser und eine Gemeinschaftszentrum, ein Telematikzentrum und ein Baubiologisches Beratungszentrum wurden geplant.


Weitere Besonderheiten:

Als sanft geneigter Südhang ist das Grundstück für Sonnenenergienutzung prädestiniert. Im Norden und Westen des Grundstücks befindet sich ein Schutzwald auf einem zum Fluß Rodach abfallenden Hang. (Es ist die ideale „Feng-Shui- Lage“)

Sparsame Erschließung, Fahrbahnen z.T. nur in einer Breite von 3.50m asphaltiert.

Anlage von Regenwasserteichen, und Regenwasserversickerungsmulden
. Jedes Haus bekommt eine Zisterne.

Ein großer Teil der Wohnbebauung ist in Höfen angeordnet, die halb privat sind. Bei der Gebäudeanordnung wurde auf weitgehend verschattungsfreie Südseiten sehr viel Wert gelegt. Die Hofgrundstücke könnten als ungeteilte Großparzelle wie ein Grundstück behandelt und erschlossen werden. Dies spart den Bewohnern Kosten, und ermöglicht ökologisch sinnvolle Lösungen bei der Erschließung

Der Bebauungsplan erlaubt unterschiedliche Hausformen, ein Wohnhof kann mit freistehenden Einfamlienhäusern bebaut werden, oder auch mit einer dichteren Hausgruppe.Zu sehen ist im nebenstehend abgebildeten Bebauungsplan des 1. Bauabschnittes die Mischung von Wohnen (rot) und Mischnutzung (braun)


Abbildung Gesamtplan mit Hummendorf



.Abbildung : B-Plan 1.Bauabschnitt


Der Bebauungsplan sieht eine Biotopvernetzung innerhalb der Siedlung in der Form vor, das im hinteren Bereich aller Gärten eine extensiv gepflegte Zone vorgesehen ist, in der (Obst)-Bäume und heimische Hecken gepflanzt werden sollen..

Entlang des Waldrandes wird eine Zone von 12 m Breite als Waldsaum angelegt. Im Bereich der Regenwasserversickerung wird der Waldsaum breiter.

Als Beheizung ist ein Fernwärmenetz vorgesehen, das von einer Hackschnitzelheizung bedient wird,


Bebauungsplanentwurf Landschaftssiedlung Birkenäcker, Ausschnitt




2. Konzept für eine nachhaltige Dorfentwicklung am Beispiel des Dorfes Rittern in Mittelfranken:
1995, Überarbeitet 2001


Der Strukturwandel in der Landwirtschaft führte und führt noch zu leerstehender bäuerlicher Bausubstanz, während an den Ortsrändern neue Siedlungen entstehen. Dörfer waren vormals autarke, nachhaltig wirtschaftende Gemeinwesen. Nunmehr hat auch hier die Funktionstrennung (Wohnen/Arbeiten/Verkehr/Freizeit) Einzug gehalten.

Die Krise in der Landwirtschaft, die Vernetzung durch Computer, die Verteuerung von fossilen Energien bieten die Chance für eine Revitalisierung von dörflichen Lebensräumen, die häufig über Strukturen verfügen, die eine ganzheitliche, nachhaltige Entwicklung erleichtern:

1. Dörfer sind planungsrechtlich Mischgebiete. Die Ansiedlung von nicht störendem Gewerbe ist jederzeit möglich – im Gegensatz zu einem Allgemeinen Wohngebiet.

2.Die als Wirtschaftsgebäude konzipierten Scheuen und Ställe eigenen sich dazu, umgenutzt zu werden: Für Handwerksbetriebe, Transportunternehmen, Tagungshäuser usw. Wohnen und Arbeiten kann auf angenehmere Weise verbunden werden als in einem Gewerbegebiet.

3.Durch die digitale Vernetzung gibt es weniger echte Standortnachteile. Online lassen sich weltweite Kontakte knüpfen, egal wo sich ein Betrieb befindet. Arbeit kann im Informationszeitalter wieder zu den Menschen kommen.

4. Die weitgehend noch vorhandenen vernetzten nachbarschaftlichen Beziehungsstrukturen, das Potential der Nachbarschaftshilfe, ist eine weitere große Chance für Dörfer.

5. Das Potential an Maschinen, Werkzeug, Platz und Know How der Landbevölkerung ist enorm – und damit auch das Selbsthilfepotential.

6.Die Krise in der Landwirtschaft wird zu einer höheren Qualität der Lebensmittel bei höheren Preisen führen. Ökologischer Landbau bedeutet mehr Arbeitsplätze und damit auch die Stärkung des ländlichen Raumes. In der Region Mittelfranken ist es weiterhin sinnvoll, Direktvermarktung und ökologischen Landbau, regionale Produkte mit Fremdenverkehr zu verbinden.


Rittern in fünf Bildern

Abbildung rechts:Gebäudenutzung Die gestreiften und die hell gefärbten Gebäude sind leer, bzw. schwach genutzt.

– 1905, 1965, 1995 mit zwei unterschiedlichen Entwicklungen für 2025. Analyse des Zusammenhangs von Wirtschaftsweise, Siedlungsform, Stoffkreisläufen. Konzept für eine ganzheitliche zukunftsweisende Entwicklung mit regenerativen Energien. Die Arbeit beschäftigt sich auch mit der Leerstandsproblematik, die durch das Aufgeben der Landwirtschaft verursacht wird.



Rittern 1995: Die ehemals als Weiden und Obstgärten genutzten Flächen rund um die Höfe sind verschwunden, zugunsten von ökologisch verarmten Rasenflächen. die Höfe sind versiegelt. Regenwasser wird nicht genutzt, sondern abgeführt. Der Heizenergiebedarf wird zur Hälfte mit Erdöl gedeckt. Es gibt nur noch zwei Vollerwerbslandwirte im Dorf. Die Scheuen und Ställe sind zu einem großen Teil leer oder gering genutzt. Es gibt noch vier Arbeitsplätze in der Landwirtschaft, einen im Gastgewerbe, einen Büroarbeitsplatz.






Rittern 2025, nachhaltige Variante:
Die großen Rasenflächen sind verschwunden, wurden ersetzt durch Obstwiesen. Die Windschutzhecke im Westen ist wieder gepflanzt. Die Versiegelung der Höfe wurde rückgängig gemacht. Das Regenwasser wird genutzt. Die Heizenergieversorgung des Dorfes ist autark über nachwachsende Rohstoffe in Form eines Nahwärmenetzes organisiert. Die Abfälle aus der Landwirtschaft finden hier Verwendung, zusammen mit Holz und großen Solaranlagen auf den Dächern der Nebengebäude. Für Landwirtschaft und Transport werden regenerative Energien genutzt.




Es wird von insgesamt vier Vollerwerbslandwirten ökologischer Landbau betrieben. In der Gastwirtschaft ist u.a. ein Selbstvermarktungsladen entstanden. Die Scheunen wurden zu Wohnzwecken oder auch für gewerbliche Zwecke ausgebaut. Die Arbeitsplätze sind wieder im Dorf- acht in der Landwirtschaft, drei im Gast- und Fremdenverkehrsgewerbe, ein Hufschmied, vier Büroarbeitsplätze, drei im Arbeitsplätze im Transportgewerbe. Die Zahl der Bewohner ist von 80 auf 120 gestiegen, ohne das neue Flächen in Anspruch genommen wurden,

Die Arbeit ist in Form einer Ausstellung verfügbar, und kann ausgeliehen werden. Die Ausstellung ist geeignet, zu Beginn einer Dorferneuerungmaßnahme den BürgerInnen Anregungen zu geben bezüglich der Zielsetzung und den Möglichkeiten für eine Dorferneuerungsmaßnahme. Das Dorf wird ist in 5 farbigen, räumlichen Darstellungen, die für Laien sehr gut verständlich sind, gezeigt.


3. Interdisziplinäres Forschungsprojekt des BM Bau: „Ökologische Sanierung Vichtbachtal Stolberg.“

Institut für Städtebau und Landesplanung RWTH Aachen1990-1991




Koordination des Gesamtprojektes, und Erarbeitung der städtbauliche Inhalte waren meine Aufgaben. Eine detaillierte Bestandsaufnahme und städtebauliche Rahmenpläne für das Stadtzentrum sowie eine ganzheitliche Planung in Zusammenarbeit mit Ökologen, Klimatologen und Wasserbauern für das gesamte Stadtgebiet wurde erstellt.

Ein interessantes Ergebnis eines Vergleichs verschiedener Stadtstrukturen (Altstadt, Erweiterung aus den 20-er Jahren, Erweiterung der 50 -er Jahre, und neue Einfamilienhausgebiete) unter städtebaulichen, ökologischen, klimatologischen, biologischen, und infrastrukturellen Aspekten ergab, daß die Altstadt, die in unserem Fall von einem breiten Grüngürtel umgeben ist, in nahezu allen Aspekten die besten Ergebnisse erzielte.









Eine von 16 Karten zur Bestandaufnahme: Thema Naherholung



Ausschnitt aus dem Rahmenplan Stolberg/Zentrum


4. Konzepte für Dorferweiterungen und Entwurf von Bebauungsplänen für die Gemeinden Roetgen/Eifel und Eynatten/Ostbelgien unter dem Aspekt der landschaftsgerechten Siedlungsentwicklung 1987-1989
Im Institut für Stadtebau RWTH Aachen:


Wesentliche Fragen waren

Wo macht eine neue Siedlung Sinn (z.B. nicht an Nordhängen, Kaltluftschneisen, in Kaltluftseen, in Feuchtgebieten.. etc.)

Wie ist die Straßenführung, die Straßenbreite, die Grundstückszuschnitte und Gebäudestellungen. Z.B. ist eine Straße, die mit dem Hang sanft geschwungen verläuft, besser zu bauen, und wirkt harmonischer.


Bestandsaufnahme: Landschaftsbild von Roetgen/Eifel


Wie können vorhandene Vegetation, Besonderheiten, Blickbeziehungen, einbezogen werden.?

Welche baulichen Strukturen fördern Gemeinschaftsgeist, das Gefühl „zu Hause“ zu sein?

Welche baulichen Strukturen erlauben Individualität und ungestörtes Wohnen?.....




Modellvorschlag für eine neue Dorfstraße

Das empfohlene landschaftsgerechte Siedlungskonzept sieht für das Dorf Eynatten dörflich dichte Hofstrukturen vor. Dazwischenliegende große Grünflächen verbinden Dorf und Landschaft in Form von „grünen Fingern“ Sie können als Gärten, Pferdeweide, Obstwiesen genutzt werden. Die öffentliche Erschließung ist sparsam. Erfolgreich können solche Bebaungskonzepte erst dann sein, wenn zwischen Ökologie und Ökonomie ein gesundes Gleichgewicht herrscht. Landschaftsgerechte Konzepte sind nicht austauschbar, sondern orientierten sich an vorhandenen Landschafts- und Dorfstrukturen.


Bebaungsplanentwurf für Eynatten,Ostbelgien


5. Bauen im Grenzland: Wegweiser für landschaftsschonende und charakteristische Siedlungs- und Hausformen im deutsch-belgischen Grenzraum um Aachen. Hg. Prof. Gerhard Curdes, Institut für Städtebau und Landesplanung, RWTH Aachen.-1989



Die oben genannten Fragen wurden vertieft an Hand einer Analyse von fünf Dörfern des deutsch-Belgischen Grenzraums hinsichtlich ihrer ökologischen, städtebaulichen und sozialen Struktur. Aus dieser Analyse wurden Bausteine für neue ländliche Siedlungen, eine Art Pattern Language für dörfliche Siedlungen und ein neues Siedlungsleitbild entwickelt. Ein weiterer Teil dieser Arbeit war, zeitgemäße, aber dennoch regionaltypische Gebäudeformen für den deutsch-belgischen Grenzraum um Aachen zu entwickeln. Veröffentlichung: „Bauen im Grenzland“. Prokop/Rothfuß1989, Alano-Verlag, Aachen

Die Grafik zeigt die Struktur der fünf untersuchten Dörfer. Es ist selbst in der starken Verkleinerung noch zu sehen, wie vielfältig die räumliche Struktur ist, im Gegensatz zu der neuen „Kettensiedlung“ im Feld unten rechts. Zu sehen ist auch, wie groß die dörflichen Baukörper sind.




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Vorschlag für landschaftsgerechte Weiterentwicklung des Dorfes Raeren/Ostbelgien


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© copyright by Architektur CON TERRA, Sabine Rothfuß, Architektin  Zuletzt geändert: 20.4. 2001